Der Historische Dinkelübergang

Stele am historischen Dinkelübergang bei Nienborg

Stele am Dinkelübergang

Nord-westlich von Nienborg, in der Bauerschaft Wichum befindet sich am Ufer der “Dinkel“ ein Flurstück, das als Ossenkamp benannt ist.
Hier befand sich nachweislich bereits schon im Mittelalter eine Brücke, die der heimischen Bevölkerung und Reisenden die Überquerung der Dinkel ermöglichte. Der Übergang war für den Waren- und Viehtransport auf den nahegelegenen Handelswegen von großer Bedeutung.
Forschungen des Historikers Josef Wermert weisen auf vielfältige Nutzung dieses Ortes hin. Auf Grundlage seiner Forschungsergebnisse entwickelten Mitglieder des Heimatvereins in intensiver Zusammenarbeit mit dem Künstler Michael Franke aus Erkelenz die vorstehend dargestellte Stele. Die Metalbearbeitung erfolgte bei der ortsansässigen Firma MVK.
Die Stele und die zugehörige Infotafel wurden vom Heimatverein Nienborg aufgestellt und gestiftet. In einer Feierstunde am 19. Oktober 2014 konnte die Stele der Öffentlichkeit übergeben werden.  
Die Symbole der Stele weisen auf historische Aspekte des Ortes hin.

Die Dinkel
Die Dinkel entspringt in Holtwick (Gemeinde Rosenthal) und mündet nach 89 km bei Neuenhaus in die Vechte. 1385 wird der Fluss an dieser Stelle erstmals urkundlich als „Dynkele“ genannt.

Das Siegel der Burgmannen
Das Siegel der Burgmannschaft der 1198 gegründeten bischöflichen Landesburg Nienborg symbolisiert die territoriale Zugehörigkeit des Raumes zum Fürstbistum Münster seit dieser Zeit bis zum Jahr 1803.

Die Zollstellen
Der Schlagbaum weist auf zwei ehemalige Zollstellen an der Dinkelbrücke hin. Hier wird bis 1811 von den Burgmannen ein Brückenzoll, seit 1706 auch ein landesherrlicher Wegezoll („Zollbrett“ des Amtes Horstmar) erhoben.

Der Standort der ersten Wassermühle
Die wohl mit Gründung der Landesburg Nienborg angelegte, aber erst seit 1368 an dieser Stelle nachweisbare Kornwassermühle wird nach Zerstörung um 1400 an den heutigen Standort verlegt. Die Dinkelbrücke heißt noch 1807 die „alte Mühlenbrücke“.

Der Dinkelübergang

Der Übergang über die Dinkel durch das einst weitgehend unpassierbare sumpfige Dinkeltal geht in vorgeschichtliche Zeit zurück und hat mindestens seit der fränkischen Eroberung des Sachsenlandes Ende des 8. Jhs. auch strategische Bedeutung. Mit den sich in ihrer Nähe kreuzenden Fernwegen bedingt diese wichtige Furt auch die Anlage des nahen Herrenhofes „Wichum“ ( später Bedinghof gnt.) durch die Franken um 800 und die Gründung der Landesburg Nienborg im Jahr 1198. Auf dem Grund des Bedinghofes entstehen später die Adelsgüter Wohnung und Voßberg.
Seit 1642 wird hier eine sicher bis ins Mittelalter zurückgehende Brücke über die Dinkel erwähnt.
1882 wird das Flussbett der Dinkel an die jetzige Stelle verlegt.
Am Ort der früheren Dinkelbrücke befindet sich jetzt eine Brücke über die Umflut die seit dem 20. Jh. „Donau“ genannt wird.
Bis zur Flussbegradigung von 1822 ist dieser Ort Grenzscheide der Bauerschaften Wext und Wichum und der Freiheit Nienborg.

Fernwege und Handel
In der Nähe des Dinkelübergangs (Furt bzw. Brücke) kreuzen sich im Mittelalter Fernwege und Handelsstraßen u.a. in die Niederlande nach Deventer (über Gronau, seit dem 17. Jh. auch über Alstätte/„Hessenweg“) – nach Münster/Soest/Paderborn – nach Ahaus/Bocholt/Wesel – nach Coesfeld/Dortmund/Frankfurt – nach Rheine/Nord- und Mitteldeutschland.

Badestelle
1385 wird der „Badekolck“ an der Mühle genannt – der früheste Nachweis einer Badestelle bei Nienborg.

Ochsentrift
Vom 16. bis ins 18. Jahrhundert passieren den Dinkelübergang jährlich große Ochsenherden auf dem Weg von den Weideplätzen in Dänemark zu den Verbrauchermärkten am Rhein. Hieran erinnert der Name der heutigen Straße „Ossenkamp“.

Der Wexter Leichenweg
Etwa 1000 Jahre lang dient der Weg über die Dinkel als „Leichenweg“ der Bauerschaft Wext zum Friedhof in Heek. Ab 1860 wurden Verstorbene aus Wext in Nienborg bestattet. (Umpfarrung)

Fischzucht
Im Umkreis der Mühle wird seit Gründung der Landesburg Nienborg bis ins 15. Jh. hinein in bischöflichem Auftrag eine intensive Fischzucht betrieben, und zwar in künstlich angelegten Fischteichen („Ossenkamp“, „Schlusebeke“, „Gerkuhle“). Der teure Süßwasserfisch dient als Fasten- und Herrenspeise.

Josef Wermert, Olpe