Das Hohe Haus überragt mit seinem für das Münsterland typischen Dreistaffelgiebel die gesamte Burganlage. Die Nordwestwand wurde auf der Burgmauer errichtet. Das beweisen die 3 m dicken Fundamente im Keller des Hauses, die entsprechend dem Knick in der nordwestlichen Hausmauer unter der Wand weiter verlaufen. Das Hohe Haus ist ein großes, rechteckiges Gebäude aus Bruchstein auf leicht parallel trapezförmig verschobenem Grundriß. Keller, Erd- und Obergeschoß, also der Kern des Hauses, konnten in das 14. Jahrhundert zurückdatiert werden; es wurde wahrscheinlich 1345 durch Heidenreich von Sasse erbaut. Es wird als das “einzige Steinhaus” in Nienborg genannt. Das Dachgeschoß mit den beiden Dreistaffelgiebeln aus Ziegeln, die ein Satteldach einschließen, dürften aus der Zeit von 1600 stammen. Von der Familie de Sasse ging das Haus im 15. Jahrhundert an deren Schwiegersohn von Valcke. Nach der Familie von Valcke wurden die Familie von Münster und dann die Familie von Raesfeld Besitzer des Hohen Hauses.

Bei einem durch Kriegsereignisse verursachten Brand am 14. Februar 1593 wird der Vorort Nienborg völlig zerstört; wahrscheinlich brannte auch das Hohe Haus ab. Durch die damaligen Besitzer, die Familie Torck, wird das Hohe Haus um 1600 in der jetzigen Form neu errichtet. 1800 ist das Gebäude im Besitz des Erbdrosten Reichsfreiherr Droste zu Vischering. Der Erbdroste verkaufte das Hohe Haus bzw. den “Erbdrostenhof” und das Bauhaus mit Garten 1813 an die Nienborger Tuchmacher Johan Bernd Schwietering und Bernard Johan Fransbach. Bei seinem Amtsantritt als Landrat des Kreises Ahaus 1834 kaufte Theodor von Heyden das Hohe Haus und richtete nach entsprechenden Umbauten darin die Geschäftsräume des Landratsamtes ein. 1848 finden dort für die Kreise Ahaus, Steinfurt und Borken die Wahlen zur neuen gesetzgebenden Körperschaft statt. Nach seinem Tod im Jahre 1858 erbt seine Tochter Virginia das Hohe Haus. Sie stellt nach dem Kirchenbrand 1878 darin einen großen Raum bereit, in dem vorübergehend Gottesdienste gehalten werden. Virginia stirbt 1905 nachdem sie ihren Besitz ihrem Schwager Ludwig von Bönninghausen vererbt hat. Dort wohnt die Familie von Bönninghausen bis zu ihrem Umzug nach Holland im Jahre 1916.

Bei Beginn des 2. Weltkrieges gilt das Haus als Hitler-Jugend-Heim. 1941 wird im Hohen Haus der erste Nienborger Kindergarten eröffnet. Nach dem 2. Weltkrieg befindet sich dort die zu dieser Zeit personalstarke Polizeistation Nienborg. Gleichzeitig wohnten in dem Gebäude Vertriebene aus Ostdeutschland. Von 1957 bis 1966 wurden Renovierungsarbeiten durchgeführt; anschließend blieb das Haus aber bis zum Einzug des jetzigen Besitzers, Baron Lodewyk von Bönnighausen, unbewohnt.

Baron Lodewyk von Bönnighausen ( * 07.08.1909 + 01.03.2005) hat Zeit seines Lebens an der weiteren Restaurierung „seines“ Hohen Hauses mitgewirkt. Im Jahre 2008 wurden in dem auf dem Gelände des Hohen Hauses liegenden „Wachtmeisterhaus“ exclusive Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen.