»Stele zur Einnerung an das Leprosenhaus in der Bült«
Veröffentlichung am Sonntag, den 05. Juni 2016
Bei strahlendem Sonnenschein übergaben die Akteure “ihre Stele” der Öffentlichkeit.
Viele Ehrengäste, zahlreiche Besucher aus der Gemeinde Heek und aus den Nachbarorten nahmen an der Feier zur Veröffentlichung teil.
Mit dem Ergebnis seiner geschichtlichen Recherche konnte der Historiker Josef Wermert aus Olpe neben der Entwicklung der Lepra-Gedenkstätte auch eine viel beachtete Zusammenarbeit der Vereine aus Heek und Nienborg anregen. Das Projekt wurde realisiert dank dieser besonderen Zusammenarbeit.
Es beteiligten sich:
Ralf Münstermann und Karl-Heinz Latussek vom Heimat- und Schützenverein St. Ludgerus Heek,
Hedwig Wenke und Eva Küper vom Arbeitskreis DAHW Nienborg (Deutsches Aussätzigen Hilfswerk),
Pfarrer Josef Leyer,
Josef Wermert sowie
Hubert Steinweg, Fritz Meister, Karl Vinkelau und Theo Franzbach vom Heimatverein Nienborg
und weitere Personen der Vereine.
Durch personelle und finanzielle Unterstützung der Gemeinde Heek, durch eine großzügige Sachspende der Firma Möllers Stahlhandel GmbH aus Stadtlohn und durch beträchtliche Spenden der Sparkasse Westmünsterland und der Volksbank Gronau-Ahaus e.G. wurde das Projekt gefördert.
Diese großzügige Unterstützung ermöglichte es, Heimatgeschichte sichtbar zu machen und auf die Erkrankung Lepra in früherer Zeit und heute aufmerksam zu machen.
Begebenheiten aus dem Leben unserer Vorfahren, die bereits lange schon unter dem Schleier der Geschiche schlummern – traten wieder ans Licht. Wenige Quellen erinnern noch an das ehemalige Klepper- und Leprosenhaus in der Bült und an das unsägliche Elend der erkrankten, von menschlicher Gesellschaft ausgeschlossenen Bewohner.
Beten und Betteln – wer sich früher mit Lepra infiziert hatte, dem blieb nichts anderes mehr.
Der Historiker Josef Wermert schilderte auf eindrucksvolle Weise das Schicksal des Kindes Anna Delves, das 1610 an Lepra erkankte. Bei ihrer Aufnahme in das Leprosenhaus wurde ihr auferlegt, zukünftig die Häuser und die Gesellschaft gesunder Leute zu meiden und sich mit Leprosenkleidung, einer Klapper und einem Napf zu versehen. Ausgegrenzt und abgeschottet fristeten die Aussätzigen dort ein kärgliches Dasein in Armut und Abgeschiedenheit.
Der Künstler Michael Franke aus Erkelenz entwickelte in enger Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe ein Wegzeichen, das mit aussagefähigen Symbolen die Situation der Leprakranken vor Augen führt. Es zeigt einen Aussätzigen in typischer Kleidung mit Bettelnapf, Krücke und Klapper. Das Wappen repräsentiert die Nienborger Burgmannenfamilie von Keppel, die das Leprosenhaus wahrscheinlich im 15. Jahrhundert stiftete. Im oberen Bereich der Stele ist das von einer Gräfte umgebene Leprosenhaus angedeutet.
»Das Klepper-, Melaten- oder Leprosenhaus in der Bült«
Start: Di. 03. März 2015, 17:00 Uhr – Ecke Bült / Strönfeldstr. (am Standort der Stele)
Abschluss: Di. 02. August 2016 – 19:30 Uhr, Haus Hugenroth;
Bei Abschluss des Projektes entschieden die Teilnehmer, die verbliebenen Finanzierungsmittel in Höhe von 500,- € dem DAHW zu spenden.
Lepra ist eine bakterielle Infektion, die von Mensch zu Mensch übertragen wird. Mangelhafte Ernährung, unzureichende Hygiene und ein geschwächtes Immunsystem begünstigen die Krankheit der Armut. Die Inkubationszeit kann bis zu 20 Jahre dauern. Infizierte Personen verlieren ihre Empfindlichkeit gegen Schmerzen und gegen hohe Temperaturen. Sie verletzen sich oftmals unbeabsichtigt. Großflächig auftretende Hautausschläge, Schädigung der Schleimhäute, der Nervenzellen und des Blutes sind die Folgen der Infektion. Lepra wird mit Antibiotika erfolgreich behandelt.
Ausführliche Informationen zum “Leprosenhaus” bietet eine Tafel neben der Stele an.