Stele zur Einnerung an das Leprosenhaus in der Bült

Das Gemeinschaftsprojekt des
– Heimatvereins Nienborg
– Heimat- und Schützenvereins t. Ludgerus Heek
– DAHW Arbeitsgruppe Nienborg (Deutsches Aussätzigen Hilfswerk)

Am Sonntag, den 05. Juni 2016 um 14:30 Uhr

beginnt die Feierstunde in der Bült, zu der wir Sie, das Team der Gemeindeverwaltung und die Damen und Herren des Rates auf diesem Weg herzlich einladen.

Am Sonntag, den 05. Juni 2016 um 14:30 Uhr

beginnt die Feierstunde in der Bült, zu der wir Sie, das Team der Gemeindeverwaltung und die Damen und Herren des Rates auf diesem Weg herzlich einladen.

Ihre großzügige Unterstützung, die Befürwortung des Rates und die Hilfe Ihrer Mitarbeiter haben uns Auftrieb gegeben. Wir bedanken uns ausdrücklich für die Förderung unserer Arbeit.

Sparkasse

Volksbank

Stahlhandel Möllers Stdtlohn

Die geschichtlichen Grundlagen unserer Arbeit erforschte der gebürtige Nienborger Josef Wermert, der als Historiker in Olpe tätig ist.

Mit der Erforschung der Heimatgeschichte hat Josef Wermert aus Olpe die Grundlage für dieses Werk geschaffen. Gleichzeitig gab er damit auch den Impuls zur Kooperation der Vereine aus Heek und Nienborg, die schon viel Zustimmung erfahren hat.

Mit dem Künstler Michael Franke aus Erkelenz konnten wir eine Stele entwickeln, die nun bei der Firma MVK gefertigt wird. Unser Wunsch, mit einem Zeichen an das

“Leprosen- oder Klepperhaus in der Bült”

zu erinnern, wird daher bald in Erfüllung gehen. Diese Station, an einem (zukünftigen, geschichtlichen) Rad- und Wanderweg durch Nienborg und Heek gelegen, erlaubt uns, einen interessanten Aspekt der Geschichte unserer Heimat sichtbar zu machen.

Gemeinsam mit dem Künstler Michael Franke aus Erkelenz entwickelten wir eine Stele mit symbolträchtigen Elementen, die die Lebenssituation der an Aussatz erkrankten Menschen verdeutlicht.

Spende

Herr Franz Tönnes vom DAHW Münster wird bei dieser Gelegenheit über seine Arbeit berichten.

“Die Ehrfurcht vor der Vergangenheit und die Verantwortung
gegenüber der Zukunft geben fürs Leben die richtige Haltung.“

äußerte Dietrich Bonhoeffer in dunklen Zeiten deutscher Geschichte. Er mahnte seine Mitmenschen, Vergangenes nicht einfach zu verdrängen, sondern in angemessener Weise in Gegenwart und Zukunft damit umzugehen, um so ein ethisch begründetes Werte- und Menschenverständnis zu wecken und zu festigen.

Aus diesen Überlegungen heraus entwickelte sich ein gemeinsames Projekt der Vereine aus Heek und Nienborg um an das Leiden der Leprakranken zu erinnern, die im “Leprosen- oder Klepperhaus”  außerhalb der Dorfgemeinschaften in der Bült lebten.

Auf einer neben der Stele platzierten Tafel bieten wir Ihnen und allen interessierten Besuchern fundierte Informationen zum

“Leprosen- oder Klepperhaus in der Bült” an.

Diese Station, die sich in Ihrer Nachbarschaft befindet, erlaubt uns, einen Aspekt der Geschichte unserer Heimat sichtbar zu machen.

Das Leprosen- oder Klepperhaus in der Bült

Das Haus , Gräfte, Stifter, Bewohner

Auflösung Erbe

Die Lepra (auch Aussatz genannt), eine seit Jahrhunderten
nachweisbare und erst in jüngster Zeit heilbare
Krankheit, hatte sich in Nordeuropa im Hochmittelalter
im Zuge einer sich verdichtenden Bevölkerung
stark ausgebreitet. Hungerkrisen, einseitige Ernährung
und mangelnde Hygiene begünstigten die Übertragung
der Infektionskrankheit, die auch zu Recht als
Krankheit der Armut bezeichnet worden ist. Vielerorts
und insbesondere in der Nähe städtischer Siedlungen
entstanden so genannte Leprosorien, Siechen-, Aussätzigen-,
Melaten- oder Klepperhäuser,1 in denen die
von der Krankheit befallenen Menschen je nach der
Größe der Stiftungen mit mehr oder weniger materiellem,
geistlichem und ärztlichem Beistand rechnen
konnten. Gelegentliche fromme Stiftungen, öffentliche
Almosenvergabe und das Betteln bildeten die kargen
Einnahmequellen der oftmals jahrelang qualvoll
dahinsiechenden und von den Gesunden isolierten Leprosen.
Sie waren von der menschlichen Gesellschaft
ausgeschlossen. Erst seit dem 16./17. Jahrhundert
führten in Europa hygienische und medizinische Fortschritte,
veränderte Ernährungsgewohnheiten und die
strenge Isolierung der Kranken zum allmählichen Erlöschen
dieser wahren Geißel der Menschheit.2

Der Standort des Hauses wird in den uns vorliegenden
Quellen unterschiedlich angegeben. Oft heißt es einfach,
es sei bei Nienborg gelegen.21 Daneben findet
sich 1555, das Siechenhaus läge an de Bergen by den
Hersshamell,22 1571 bei der Woeste im Kirchspiel Heek,23
um 1650 in der Woeste24 und wenig später zekenhuß
off klepperhuß by der Woest in den Bergen in den kerspell
van Heeck,25 1790 im Klepperbülten in Averbeck26 und
1819, einige Jahrzehnte nach dem Abriss des Hauses,
im Springenheidenfelde in der Averbecker Mark.27
Die häufige Lokalisierung bei oder zu Nienborg rührt
wohl daher, dass die Patronatsinhaber des Leprosenhauses
ursprünglich Nienborger Adelige waren und Nien-
borg als der bedeutendere Ort gegenüber Heek galt.
Noch zum Jahr 1836 findet sich in einem Archivverzeichnis
der Armenstiftung zum Heiligen Geist eine Rubrik
Urkunden zum Nienborger Leprosen Hause gehörig.28
Das Leprosenhaus stand jedoch nicht in Nienborg,
sondern in der nahen Heeker Bauerschaft Averbeck.
Nach den Armenrechnungen von Heek aus dem Jahre
1790 ist der genaue Standort gesichert. Pfarrer J. B.
Waltman vermerkte in seinem Einkünfteregister über
das damals bereits verschwundene Haus samt Umgebung:
Leprosenarmenkampf und garten /: wobey das
hauß soll gestanden haben :/ circa a 3 scheffel gesäy
in Klepperbülten in der baurschafft Averbeck belegene.
Nach Aussage des Pfarrers hatten die am 9. September
und 29. Oktober 1789 verstorbenen Eheleute Jan
Bernd Kemeler, nach dem von ihnen zuvor bewohnten
Klepperhaus auch Kleppers Jan Bernd genannt,
das angeführte Haus samt dem Kamp mit einer Größe
von drei Scheffeln Einsaat als arme Leute untergehabt.
Sie hatten dafür jährlich einen Reichstaler
an den Schulzen van Heek namens der Gemeinheit
Averbeck entrichten müssen.29 Wie bereits oben angesprochen,
hatte schon 1666 ein Matthias Kemner (!)
vier Jahre lang das Klepperhaus als Leproser bewohnt.
Der Status animarum, eine Einwohnerliste des Kirchspiels
Heek von 1750, führt ebenfalls die Familie Kemner
als Bewohnerin des Leprosenhauses auf.30 Mit dem
Aussterben der Familie Kemner oder Kemeler genannt
Kleppers im Jahr 178931 scheint auch das Haus selbst
abgebrochen worden zu sein. Am 11. November
1789 jedenfalls wurden die genannten Landstücke
durch den Heeker Pfarrer auf drei Jahre an den benachbarten
Ackerer Joan Herm Geisenhues genannt
Liesenkötter für zwei Reichstaler jährlich verpachtet.32
Davon war ein Reichstaler an den Schulzen van Heek
zu entrichten. Diese Abgabe von den Ländereien in
Höhe von einem Reichstaler erfolgte noch im 19. Jahrhundert
von dem jeweiligen Pächter. Erst 1843 wurde
diese Verbindlichkeit durch den Heeker Armenfonds
mit Geld abgelöst.33 Wahrscheinlich ist bei Gründung
des Leprosenhauses der dazugehörige Grund und Boden
durch die Stifterfamilie von den Averbecker be-
Kloppenkamp in der Heeker Bauerschaft Averbeck,
ehemals Standort des Nienborger Leprosenhauses
GA Heek: Auszug aus der Flurkarte, 1987,
Flur 11, Parzelle 140
8 Die Klapper 21, 2013
ziehungsweise Heeker Bauern aus der Mark angekauft
worden, und zwar gegen die genannte jährliche Abgabe.
Noch heute wird das Grundstück von drei Seiten
von der Averbecker Mark umschlossen.
Der von Pfarrer Waltman 1790 als Standort des ehemaligen
Klepperhauses angegebene Leprosenarmenkampff
oder Kloppenkamp lag nach Ausweis verschiedener
Grundbücher des 19./20. Jahrhunderts in
Averbeck Flur 7, Parzelle 12 (heute: Flur 11, Parzelle
140) und von Heek aus gesehen vor dem Hof Sporkmann
(= Liesenkötter) in dem kleinen, bewaldeten
Dünengelände. Seine Größe beträgt 44 Ar, 90 Quadratmeter.
Benachbarte Parzellen heißen noch heute
In den Bergen34 und bezeichnen die Lage in einem
ehemals unwirtlichen Dünengelände. Hieran erinnert
auch die häufiger genannte Flurbezeichnung Woeste,
die in dem Namen des nahegelegenen Hofes Wöstmann
(heute Hoge) weiterlebt.
Die Lage des Hauses abseits der Orte Nienborg und
Heek in der Mark ist für Leprosenhäuser typisch.
Schutz vor Ansteckung war nur durch die völlige Isolierung
der Kranken in abseits menschlicher Siedlungen
gelegenen Häusern möglich, die, wie bereits erwähnt,
zum Teil zusätzlich durch eine Gräfte von der Umwelt
abgetrennt waren. Charakteristisch ist ebenfalls die
Lage solcher Häuser in der Nähe belebter Straßen.
Ungefähr 500 Meter vom Kloppenkamp entfernt verläuft
ein heute streckenweise nicht mehr benutzter,
jedoch ins Mittelalter zurückreichender wichtiger Handelsweg,
der einst die bedeutenden Handelszentren
Münster und Deventer miteinander verband.35 Die
Lage von Leprosenhäusern in der Nähe wichtiger Straßenzüge
sollte den Bewohnern die Aufbesserung der
oft kargen Einkünfte der Häuser durch das Betteln am
Straßenrand ermöglichen.36
An die Existenz des Hauses, an diese Stätte menschlichen
Elends, erinnert heute nichts mehr außer die
amtliche Flurbezeichnung Kloppenkamp. Der Grund
und Boden ist jedoch immer noch auf den Namen des
Heeker Armenfonds37 eingetragen, an den die Leprosenstiftung
im 18. Jahrhundert gefallen war.
Josef Wermert, Olpe

Bült_1

Lepra ist eine bakterielle Infektion. Unzureichende Ernährung, mangelhafte Hygiene und ein geschwächtes Immunsystem begünstigen die Krankheit der Armut. Die Ansteckung erfolgt von Mensch zu Mensch. Inkubationszeit: bis zu 20 Jahren
Die Symtome können unterschiedlich ausfallen; großflächig auftretende Hautausschläge, Schädigung der Schleimhäute, der Nervenzellen und des Blutes;
Infizierte Personen verlieren ihre Epfindlichkeit gegen Schmerzen und hohe Temperaturen, es kommt oft zu unbeabsichtigten Verletzungen.  Lepra wird mit Antibiotika erfolgreich behandelt.

Bettler

Wappen_2

Seit 1510 erwähnt
Über das seit 1510 nachweisbare so genannte Nienborger
Klepper-, Leprosen- oder Melatenhaus, einer
gering dotierten Stiftung, sind nur wenige Quellen
überliefert. Wir dürfen aufgrund der Quellenlage aber
sicher davon ausgehen, dass die Entstehung des Hauses
in die Zeit des späten oder ausgehenden Mittelalters
fällt und dass es eine Stiftung der Nienborger
Familie von Keppel gewesen ist. Diese Familie gehörte
wahrscheinlich bereits seit Gründung der bischöflichen
Landesburg Nienborg 1198 durch Fürstbischof
Hermann II. zu den hier auf 40 Burglehen ansässig
gemachten Burgmannen, von denen aber zum Zeitpunkt
der Ersterwähnung 1510 nur noch etwa ein
Viertel am Ort residierte.3
Erstmals wird die Stiftung in einer Urkunde vom 23.
Dezember 1510 genannt,4 in der Elseke von Keppel,
Witwe des Egbert von Langen,5 dem Arnd Stangen,
gebürtig vom Stangenhaus im Kirchspiel Metelen, und
seiner Frau das zwischen Heek und Nienborg gelegene
klepperhuys samt seinem Zubehör übergab. Die
häufiger vorkommende und weit verbreitete Bezeichnung
Klepperhaus rührte von der (Siechen-)Klapper
her, einem Geräuschinstrument, das die Bewohner,
die Leprosen, mitzuführen hatten, um andere, gesunde
Menschen, vor sich selbst zu warnen.6 Wenn es
auch nicht gesagt wird, so kann es sich bei dem in
der genannten Urkunde angeführten Ehepaar nur um
Leprakranke gehandelt haben. Denn es wurde weiter
bestimmt, dass auch ihre Kinder, sollten sie leprakrank
(melatesch) werden, bei dem Hause verbleiben könnten.
Außerdem wurde den Eheleuten zur Aufgabe gemacht,
das Haus und die Gräfte (dat huys unde de grefte)
instand zu halten und arme Leute zu beherbergen,
wozu das Haus ja auch gestiftet worden sei (indem se
de armen lude herbergen willen de daer benachten unde
daer dath huys to gemaket is unde gestichtet is). Die Urkunde
besiegelte auf Bitten der Ausstellerin, die kein
Siegel besaß, deren Brudersohn Hermann von Keppel,
Burgmann zu Nienborg.
Bemerkenswert ist, dass das Haus mit einer Gräfte umgeben
war, die es zusätzlich zu seiner bereits abseits
gelegenen Lage von der Umwelt abtrennte. Ähnliches
hören wir auch von den bei Coesfeld und Sythen gelegenen
Leprosenhäusern.7
Die nächste Erwähnung des Hauses findet sich in einer
Urkunde vom 15. August 1555. Auf Wunsch seiner
verstorbenen Ehefrau vermachte Hermann von Keppel
– der oben genannte Siegler8 – unter Zustimmung
seiner Kinder den Armen oder den Aussätzigen (melathen)
in dem Siechenhaus (zeekenhuse), gelegen an
de Bergen by den Hersshamell, eine jährliche Rente von
sechs Scheffeln Roggen Nienborger Maß aus einem
Stück Land, welches er 1541 von den Bauern der Wichumer
Mark und Bauerschaft aus der Mark gekauft
hatte und nun den Armen überwies. Dieses Nyelandt
lag neben dem Land und Garten des Wessling in Wichum
und wurde von diesem bebaut, der von nun
an auch die Rente zu entrichten hatte.9 Insbesondere
wurde bestimmt, dass, wenn das Haus leer und mit
keinen gebrechlichen Armen besetzt sei, alsdann die
Verwahrer des Almosenkorbs zu Nienborg die Rente
ausheben und unter den haussitzenden Armen daselbst
verteilen sollten.10 Der Almosenkorb war neben
der Armenstiftung zum Heiligen Geist die zweitgrößte
der von der gesamten Burgmannschaft zu Nienborg
gestifteten Armenfundationen.11
Am 9. Februar 1611 nannte sich Hermann von Keppels
Schwiegertochter Kunigunde Boxtert bei der Aufnahme
des Kindes Anna Delves aus Heek ins Leprosenhaus
Witwe des Hermann von Keppel, des Burgmanns zu
Nienborg und Stifters und Patrons des Leprosen- oder
Melatenhauses vor Nienborg. Ob sich die Titulierung
als Stifter des Leprosenhauses auf eine damalige Wiederbelebung
jener Fundation bezog, kann mit Sicherheit
nicht gesagt werden. Die genannte Anna Delves,
eine natürliche Tochter des verstorbenen Heeker Vikars
oder Offizianten Herbard Delves, erhielt im Leprosenhaus
eine Stätte mit der Rente und den Einkünften des
6 Die Klapper 21, 2013
Gerd Pathmans zugewiesen. Gerd und Jenniken, wahrscheinlich
ebenfalls Bewohner des Hauses, hatten versprochen,
der Anna beizustehen, ihre Pension zu empfangen
und das Kind dafür zu versorgen. Außerdem
brachte Anna ein: 1 Bettchen mit 4 Laken, 1 Decke,
1 Kopfkissen und 6 Reichstaler. Das Geld sollte zum
Nutzen des Armenhauses angelegt werden, und Anna
sollte davon ihr Leben lang die Rente genießen. Weiterhin
sollten ihr Schwager Heinrich Loepe und dessen
Frau Alike, wohnhaft auf dem Venn in Heek, ihr drei
Jahre lang eine Rente bezahlen, womit sie dann von ihrem
väterlichen und mütterlichen Erbteil abgefunden
sei. Am Pfingsttag des vorherigen Jahres, so heißt es
weiter, sei Anna auf der Leprosenschau bei Coesfeld als
Leprose erkannt worden, und es war ihr darüber durch
die Stadt Coesfeld ein Zeugnis erteilt worden.12
Zeugnis der Stadt Coesfeld über die Besichtigung der Anna
Delves aus Heek auf der Leprosenschau in der Kirche zu Harler
(Rijksmuseum Twenthe, Enschede: Nachlass C. J. Snuif)
Das durch Bürgermeister und Rat der Stadt Coesfeld
ausgestellte Zeugnis hat sich ebenfalls erhalten und
datiert vom 31. Mai 1610. Darin bescheinigten diese
der Anna Delves (Delffs) aus Heek auf ihre inständigen
Bitten hin die Aussagen der Gildemeister der Leprosen,
die sie an diesem Tage, auf der jährlich am Pfingsttag
am Leprosenhaus vor der Stadt Coesfeld zu Harler
stattfindenden Leprosenschau, untersucht hatten. Die
Gildemeister Jochim von Werne, Johan Mervelts von
Coesfeld, Paeschen Schulte von Borken und Hinrich
Meckinngh von Havixbeck hätten unter Eid bekannt,
dass sie und andere gegenwärtig gewesene fromme
Leute und Leprosen in der Kirche zu Harler die Leibesschwachheit
und die Gebrechen der Anna besichtigt
und befunden hätten, dass diese von Gott dem Allmächtigen
mit der Krankheit des Aussatzes heimgesucht
worden sei. Sie hätten ihr daher auferlegt, von
nun an die Häuser und die Gesellschaft gesunder Leute
zu meiden, sich in gewöhnlicher Leprosenkleidung,
mit einer Klapper und einem Napfe (klepfenn und napfe)
versehen, einzustellen und sich fortan gemäß der
durch die Obrigkeit verliehenen Ordnung und Rolle
zu verhalten.13
Erst über 50 Jahre später erfahren wir weitere Einzelheiten.
Mit Urkunde vom 14. Juni 1666 nahmen Gildemeister
und Vorsteher der Heilig-Kreuz-Leprosenbruderschaft
vor Coesfeld den Matthias Kemner in
ihre Gilde auf, nachdem Hermann Arnold von Keppel
bescheinigt hatte, dass er in dem bei Nienborg gelegenen
Klepperhaus vier Jahre lang fromm und ehrlich
und ohne Klagen gewohnt hatte. Weiterhin heißt es,
da Matthias als Mitglied dieser Bruderschaft fortan
verschiedene Freiheiten, Gnaden und Benefizien genieße,
dass er sich dafür zunächst mit dem lieben Gott
versöhnen müsse, viermal im Jahr und insbesondere
an den hohen Festtagen zu beichten und zu kommunizieren
habe, ein christliches, frommes und tugendsames
Leben führen und Zeit seines Lebens Gott um
Abwendung seiner und seiner Mitbrüder Krankheit
und um Behütung anderer Eingesessener des Stifts
Münster vor dieser Krankheit bitte solle. Matthias versprach
dieses, und über diesen Vorgang wurde eine
entsprechende Urkunde durch den immatrikulierten
Notar Herman Frie ausgefertigt.14
Seit dem Weggang von Matthias Kemner lassen sich
im Nienborger Leprosenhaus keine Leprakranken
mehr nachweisen. Bereits vorher, am 14. September
1661, hatte der Vogt zu Ochtrup, Melchior von Plettenberg,
dem Amtsdrosten bescheinigt, dass in Nienborg
keine Leprosen mehr vorhanden seien.15
Die Familie von Keppel, die das Patronat des Leprosenhauses
innehatte, erlosch 1729 im Mannesstamme,
und es scheint, als habe der Pfarrer zu Heek das
in seinem Kirchspiel gelegene Haus samt Stiftungsvermögen
an sich gezogen. Über eine förmliche Übertragung
der Patronatsrechte fehlen jegliche Nachrichten.
Auf jeden Fall waren die Einkünfte des Leprosenhauses
bereits im Jahre 1777 mit denen des in kirchlicher Verwaltung
befindlichen Heeker Armenfonds vereinigt.
Einkünfte
Über die geringen Einkünfte des Hauses informiert
ein Zettel aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, betitelt
Rhente deß klepperhaußes in der Woeste. Danach kamen
jährlich ein:
Wesselingh sex schepell roggen,
tho Metelen verundefümtigh schillinge die Schrunderse
von ein camp gift, tho Asbeke tho rich(sthaler), dertigh schillinge,
thor Nienborgh der olde Herman Averstege 14 schillinge
auß seinem hauße, restirt von zeitt, d(a)z die peste zur
Nienborgh gewesen.16
Am 13. Mai 1571 verkaufte Wolter ten Oldenhave aus
dem Dorf Epe den armen lazeren bei der Woeste in
Heek eine Rente von drei Scheffeln Winterroggen, fällig
jährlich am 13. Mai, für zehn Taler, die ihm durch
Jakob von Keppel als Patronatsherrn und durch dessen
Verwalter Johannes Rosery bezahlt wurden.17 Am
26. August 1637 zedierte Johann Twilferts, Pförtner
des Hauses Asbeck, dem Siechen- oder Aussätzigenhaus
zu Nienborg ein Kapital von acht Reichstalern
mit der rückständigen Pension. Die Provisoren des
genannten Hauses sollten das Kapital mit der Pension
für ungefähr acht Jahre von Evert Wigingh, Bürger
in Nienborg, auf Michaelis 1637 einfordern, und die
Siechen in dem genannten Hause sollten zu ewigen
Zeiten die Pension von diesem Kapital genießen.18
1777 bescheinigte Vikar Schriever als Provisor der Armenfundation
Heek, dass Gerd Bernd Lammers aus
Nienborg jährlich an hiesigen leprosenhauss eine Rente
von 40 Stübern bezahlt habe.19 Die Heeker Armenrechungen
für 1791 enthalten zwei weitere Belege
zum Leprosenhaus. Erwähnt wird eine jährliche Rente
des Hauses Asbeck an die leprosen armen zu Heeck und
die Ablösung der oben genannten Rente von 1777 an
das armen leprosenhauß zu Heeck durch Lammers Luer,
jetz Gerd Bernd in Nienborg, von einem Kapital, das
Ludger Lammers daselbst am 4. Februar 1668 aufgenommen
hatte.20
Standort